
Eine myofunktionelle Störung beschreibt eine Muskelfunktionsstörung.
Die Muskeln im Gesichts- und Mundbereich haben unausgeglichene Kraft- und Spannungsverhältnisse. Einige Muskeln und Muskelgruppen können zu schwach, andere zu stark ausgebildet sein. Daraus resultiert zumeist eine eingeschränkte Beweglichkeit und ein oft zu schwacher Muskeltonus von Zunge, Lippen, Wangen und Gaumensegel.
Zudem ist die orale Sensibilität, sowie die taktil-kinästhetische Wahrnehmung im Mundbereich oft eingeschränkt, was bedeutet, dass Berührungen oder z.B. auch bestimmte Bewegungen, die für das korrekte Schlucken oder die richtige Lautbildung nötig sind nicht richtig erspürt werden können und somit fehlerhaft ausgeführt werden (z.B. beim Sigmatismus adentalis = „Lispeln“).
Folgen dieses Muskelungleichgewichts können unter Anderem ein fehlerhaftes Kau- und Schluckmuster, eine unphysiologische Zungenruhelage, eine offene Mundhaltung mit vorwiegender Nasenatmung und häufig auch Störungen in der Lautbildung, insbesondere der Zischlaute, sein.
Langfristige Folgeschäden können sich in Form von Zahn- und Kieferstellungsanomalien zeigen, die neben der logopädischen Therapie oft auch einer darauf aufbauenden kieferorthopädischen Behandlung bedürfen.
Die logopädische myofunktionelle Therapie besteht aus Übungen zur Kräftigung von Lippen und Zungenmuskulatur, einer Verbesserung der oralen Stereognose (Wahrnehmung im Mundraum), der Erarbeitung eines korrekten Schluckmusters, sowie der Automatisierung der korrekten Zungenruhelage.
Myofunktionelle Störungen treten oftmals gemeinsam mit einem Sigmatismus adentalis, Sigmatismus interdentalis (die Zunge stößt bei der /s/- Bildung gegen die Zähne bzw. durch den Spalt zwischen der oberen und unteren Zahnreihe) oder einer lateralen Fehlbildung der Laute /sch/ (Schetismus lateralis )und /ch/ (Chitismus lateralis) auf. Die korrekte Lauterarbeitung stellt natürlich ebenfalls einen wichtigen Therapiebaustein dar.
Die myofunktionelle Therapie erfolgt meist bevor eine kieferorthopädische Behandlung begonnen wird, damit diese erfolgreich wirken kann. Die Therapie kann von Ihrem Kieferorthopäden, Zahnarzt, HNO- Arzt, Hausarzt und Kinderarzt verordnet werden.